Ponys wecken Erinnerungen und Glücksgefühle: Über den Gewinn von tiergestützten Fördermaßnahmen in der Sozialpsychiatrie
Das Klappern von Hufen ist nicht unbedingt ein Geräusch, das man im Innenhof des Sozialpsychiatrischen Zentrums (SPZ) in Ebern erwarten würde. Umso schöner war es für die Bewohnerinnen und Bewohner, als zwei Ponys von der Willow-Creek-Ranch aus Gleussen die Einrichtung der Diakonie Bamberg-Forchheim besuchten. Initiiert hatte die tierische Aktion Bettina Röckelein. Sie arbeitet als Fachkraft im SPZ und absolviert gerade eine Weiterbildung im Bereich Gerontopsychiatrie, finanziert von der Diakonie Bamberg-Forchheim. Bei einem Praktikum in einer stationären Pflegeeinrichtung erlebte sie die Arbeit mit Therapiehunden. „Die positive Wirkung der Tiere auf Menschen mit psychischen Erkrankungen und Demenz hat mich so begeistert, dass ich diese Erfahrung auch an meiner Arbeitsstätte einbringen wollte“, berichtet Bettina Röckelein. Gesagt – getan: Neben einer theoretischen Arbeit zum Thema „Tiergestützte Fördermaßnahme/Aktivität bei Menschen mit psychischen Erkrankungen und Demenz“ organisierte der Tierfan einen Aktionstag, zu dem sie alle Bewohnerinnen und Bewohner des SPZ einlud. „Wichtig ist, dass die Begegnung mit den Tieren freiwillig ist. Menschen, die Angst vor Pferden haben, dazu bringen zu wollen, unbedingt an dieser Aktion teilzunehmen, wäre kontraproduktiv.“ Vielmehr gehe es bereits im Vorfeld einer solchen Veranstaltung darum, im Rahmen der Biografiearbeit mit den Bewohnern und Klienten zu klären, ob ein Tierbesuch positiv wirken könnte, weiß die Fachfrau. Wer wollte, konnte also an diesem Nachmittag im SPZ den Ponys ganz nah kommen, sie füttern und streicheln, wer das nicht so gerne hat, konnte auch einfach aus der Ferne zusehen, was sich im Innenhof so abspielte.
Ein Stück Erinnerungsarbeit
„Tiere haben eine besondere Wirkung auf den Menschen: Sie wirken beziehungsfördernd, aktivierend.“ Das habe man auch beim Besuch der Vierbeiner in Ebern spüren können. „Einer unserer älteren Bewohner ist sehr unruhig, schreit und ruft ständig. Bei der Begegnung mit dem Pferd war er ruhig und lächelte. Er rief nach dem Tier, streichelte und fütterte es unter Anleitung“, erzählt Bettina Röckelein. Aufgrund seiner Biographie war den Betreuern aus dem SPZ bekannt, dass er selbst einen Hund hatte, als er Kind war, und generell Tiere gern hat. Auch andere Bewohner wollten die beiden Ponys streicheln und trauten sich mit Hilfe sie zu füttern. Und so mancher erzählte, dass er selbst auch schon ein Haustier hatte. „So wird der Tierbesuch zu einem Stück Erinnerungsarbeit“, meint Bettina Röckelein. Dass so ein Tierbesuch das Glückshormon Oxytocin bei Menschen produzieren kann, wirke sich darüber hinaus auch noch positiv auf die Gesundheit aus: der Blutdruck wird gesenkt und Stress abgebaut.
Für Bettina Röckelein war der Pony-Besuch im Sozialpsychiatrischen Zentrum keine einmalige Sache: „Ich hoffe sehr, dass wir immer wieder die Möglichkeit haben, unsere Bewohnerinnen und Bewohner in Kontakt mit Tieren zu bringen.“ Als kleine Erinnerung an diesen Tag gab es für die SPZler Hufeisen und im Anschluss an den Tierbesuch auch noch alkoholfreie Bowle, bei der alle in gemütlicher Atmosphäre den Pony-Besuch noch einmal Revue passieren lassen konnten.
Foto:
Auch für diesen Bewohner des Sozialpsychiatrischen Zentrums der Diakonie war die Begegnung mit den Ponys ein wunderbares Erlebnis: Bettina Röckelein (Bildmitte), Diakonie-Mitarbeiterin, organisierte den besonderen Besuch im Sozialpsychiatrischen Zentrum in Ebern.