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Unser neues Jahresthema ab dem 1. Advent

Still und leise gleiten wir dieses Jahr mit dem 1. Advent in unser neues Jahresthema - ohne Auftaktgottesdienst und große weitere Planungen. Wir hoffen sehr, dass wir uns 2021 wieder direkter begegnen können. Einen ersten Impuls setzt das Jahresthema-Team dennoch mit Gedanken zum Jahresthema 2020/21.

Denn wenn der gute Wille da ist, so ist jeder willkommen nach dem, was er hat, nicht nach dem, was er nicht hat.
2. Korinther 8,12

Jeder kennt sie, die Stimme in uns. Die nörgelnde, kritische, begrenzende Stimme. Die Stimme, die uns glauben machen will, es müsse noch höher, noch schneller, noch weiter gehen. Dass es noch nicht genug sei. Da geht noch was! Da ist noch Luft nach oben!

Der Verfasser des 2. Korintherbriefs kennt möglicherweise diese Ansprüche an sich selbst. Doch scheint er mit Blick auf andere sehr viel gnädiger zu sein.

Betreibe ich Wortklauberei, wenn ich in dem oben zitierten Satz lese, „nach dem, was er HAT“ und nicht „nach dem, was er KANN“? Zum Haben gehört im Gegensatz zum Können ein „Vermögen“, das nicht unbedingt materieller Art sein muss. Ich „vermag“ Dinge manchmal nicht zu tun, obwohl ich es kann bzw. könnte. Erfüllt leben, lieben, arbeiten. Manchmal fehlt mir die Zeit. Möglicherweise bin ich gesundheitlich eingeschränkt. Oder es gehen mir einfach andere Dinge durch Herz und Seele. Unbedingt brauche ich aber, sozusagen als Grundlage dieses Vermögens, das Netz guter sozialer Beziehungen in allen Lebensbereichen. Das Netz, das mich auffängt, wenn ich nicht mehr „kann“.

Das Leben ist sehr fordernd. Im Alltag, im Beruf, im Zusammenleben mit anderen. Ich gebe gerne alles, was ich „kann“. Manchmal kann ich aber nur das geben, was ich „habe“. Nicht mehr, aber auch nicht weniger! Denn, wie ich gerade gelesen habe, zählen mein guter Wille und die Verheißung, dass ich willkommen bin. In diesem Leben, in dieser Beziehung, an diesem Arbeitsplatz. Mit meinem „Vermögen“ und meinem „Unvermögen“. Dann darf ich ihn haben, den Mut zur Lücke. Den Mut nicht perfekt zu sein, sondern einfach nur menschlich.

Foto: Jamez Picard_unsplash