Archiv Senioren & Pflege

Situation der Tagespflegen existenzbedrohend. Diakonie fordert Hilfspaket.

Die Einrichtungen der Tagespflege in Bayern geraten in immer größere wirtschaftliche Schwierigkeiten. „Nach dem Lockdown im Frühjahr können sie nun zwar wieder Gäste aufnehmen“, so Michael Bammessel, Präsident der bayerischen Diakonie. „Um die Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten, hat die die Platzzahl jedoch faktisch halbiert.“. Die Kosten der Träger seien dagegen unverändert hoch. „Damit sind Angebote, für die wir auch mit der Unterstützung der Politik lange gekämpft haben, in ihrer Existenz bedroht.“
 
Neben den Personalkosten sind es insbesondere die Investitionskosten, die die Träger belasten. „Um die Einrichtungen aufzubauen, haben die Träger zum Teil hohe Summen investiert. Diese Investitionskosten können aufgrund der pandemiebedingten geringeren Auslastung seit März nicht mehr refinanziert werden.“ Er gehe davon aus, dass sich diese reduzierte Auslastung auch im Herbst fortsetzen werde. „Um die Existenz der Tagespflegen zu sichern, benötigen wir seitens der Staatsregierung dringend Hilfe“, sagte Bammessel und forderte eine Hilfspaket ähnlich jenem für die Krankenhäuser.
 
Dem Vorschlag der Politik, die Einnahmeausfälle über die Pflegesätze zu refinanzieren, erteilte Bammessel eine Absage. „Dies würde bedeuten, dass jene, die einen Platz in einer Tagespflege bekommen, die unverschuldeten Einnahmeverluste der Träger zu schultern haben.“ Angesichts der zahlreichen Rettungs- und Hilfspakete der vergangenen Monate forderte Bammessel, dass die Politik auch in diesem Bereich aktiv werden müsse. Es gebe bislang keine Hilfspakete, von denen die Tagespflegen profitieren können: „Die Träger, ihre Mitarbeitenden, insbesondere aber die Pflegebedürftigen brauchen Hilfe, und zwar schnell.“
 
Tagespflegen sind der Diakonie zufolge ein zentrales Angebot für Menschen mit Pflegebedarf, die keine vollstationäre Pflege benötigen. Die Gäste werden in der Regel am Vormittag in die Einrichtung gebracht und am Nachmittag wieder abgeholt.  Die Diakonie in Bayern allein unterhält über 50 Tagespflegen. Vor Ausbruch der Corona-Pandemie wurden knapp 1.000 Plätze angeboten, die sich mittlerweile nahezu halbiert haben. „Unsere Träger führen zum Teil bereits Wartelisten, so hoch ist der Bedarf.“
 
Auch in Menschenskind, dem Videoblog der Diakonie Bayern, hat Michael Bammessel zur Situation der Tagespflegen Stellung genommen. Sie finden den Beitrag auf unserer Website sowie in unserem YouTube-Kanal: https://youtu.be/2L0BTjHMUQc

Pressemeldung der Diakonie Bayern vom 28.07.2020