Senioren & Pflege

Ein besonderer Name für eine besondere Schule: Bamberger Pflegeschule der Caritas-Diakonie Schulträger gGmbH heißt ab sofort Ökumenische Pflegeschule Dr. Selma Graf

Seit Anfang Februar hat sie nun endlich einen Namen: Aus der Berufsfachschule für Pflege der Caritas-Diakonie Schulträger gGmbH Bamberg ist die Ökumenische Pflegeschule Dr. Selma Graf geworden. Gemeinsam mit Trägervertretern des Caritasverbandes für die Erzdiözese Bamberg und der Diakonie Bamberg-Forchheim sowie geladenen Gästen feierte die Schulfamilie am 2. Februar ihre Namensgebung, musikalisch stimmungsvoll umrahmt durch das Ensemble Clarezza. „Mit Dr. Selma Graf, einer Bamberger Ärztin, aus einer jüdischen Familie stammend, zum Katholizismus übergetreten, von den Nationalsozialisten verfolgt, verhaftet und in Auschwitz ermordet haben wir eine Namensgeberin für unsere Pflegeschule gewählt, die ein Beispiel für das Engagement für Bedürftige und Notleidende ist“, so Schulleiterin Ulrike Sänger in ihrer Begrüßung. „Sie erinnert uns daran, dass wir für unser demokratisches Miteinander, gegen Rassismus und für Integration einstehen wollen und müssen.“

Das betonte auch Dr. Norbert Kern, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Bamberg-Forchheim, in seinem Grußwort für die beiden christlichen Träger: „Allein in der Diakonie sind 80% der Auszubildenden in der Pflege nicht in Deutschland geboren.“ Er skizzierte den Weg der besonderen Berufsfachschule nach: „Bereits 2015 haben wir für diese Kooperation zwischen Diakonie und Caritas erste Weichen gestellt. 2019 konnten wir mit der Fusion der Pflegeschulen der Caritas mit der Schule der Diakonie gemeinsam den Weg zur Generalistik bestreiten und den Pflege-Nachwuchs fördern. Danke an die gesamte Lehrerschaft und Schulfamilie, die diese Herausforderung so gut bewältigt haben.“ Die Besonderheit dabei: der Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg hält 50% an der Trägergesellschaft, ebenso wie die Diakonie Bamberg-Forchheim.

Lebensweg als Collage

Die Schüler:innen stellten in einer eigens erarbeiteten Collage aus Bildern, Text und Musik den Gästen die Namensgeberin vor: Dr. Selma Graf wurde 1887 als Tochter der wohlhabenden jüdischen Kaufmannsfamilie
Reichold in Nürnberg geboren und war eine der ersten Frauen, die in Erlangen Medizin studieren und promovieren durften. Sie konvertierte zum Katholizismus und heiratete den Apotheker Konrad Graf, mit dem sie nach Bamberg zog, um dort in der Franz-Ludwig-Straße 15 eine Praxis als Frauen- und Kinderärztin zu führen. Man schätzte sie als hilfsbereite und soziale Ärztin, die sich besonders um notleidende und unterprivilegierte Frauen kümmerte. Ab 1933 wurde ihr Leben von der anti-jüdischen Gesetzgebung der Nationalsozialisten bestimmt. 1938 wurde sie wegen des Vorwurfs, Abtreibungen durchgeführt zu haben, verhaftet und 1939 in einem anti-jüdisch motivierten Prozess zu 7 Jahren Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. 1942 wurde Dr. Selma Graf von der JVA Aichach aus nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Schule mit Verantwortung

Im Rahmen der Namensgebung übernimmt die Willy-Aron-Gesellschaft Bamberg die Patenschaft für die Pflegeschule im Courage-Netzwerk: „Wir gratulieren zu diesem mutigen Schritt der Namensgebung“, so Mechthildis Bocksch, Vorstandsvorsitzende der Willy-Aron-Gesellschaft e.V. Bamberg. „Pflege braucht ein Klima der Anerkennung, des Schutzes und Integrität. Dazu braucht es Sie als Pflegekräfte, die sich Ihrer eigenen Würde bewusst sind und die die Würde der von Ihnen gepflegten Menschen anerkennen und beachten.“ Als „Patengeschenk“ hatte sie die Urkunde über die Übernahme der Patenschaft für Dr. Selma Grafs Stolperstein dabei, dessen Pflege von der Schulfamilie übernommen wird.

Ein weiterer Programmpunkt war die Aufnahme der Bamberger Pflegeschule Dr. Selma Graf in das Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Schüler:innen präsentierten in einem selbst gedrehten Film, warum sie sich gegen Rassismus engagieren: „Viele unserer Mitschüler:innen erfahren täglich Diskriminierung und Rassismus. Als Schulfamilie setzen wir dem etwas entgegen und werden laut für diejenigen, die das nicht können.“ Katrin Müller, Regionalkoordinatorin Oberfranken für das Netzwerk „Schule ohne Rassismus, überreichte die Plakette an Schulleiterin Ulrike Sänger: „Dieser Titel ist kein Preis für etwas Geleistetes, sondern ein Versprechen für die Gegenwart und Zukunft!“

Gemeinsam enthüllten alle Gäste nach der Feierstunde das neue Schild der Schule an der Hainstraße und konnten bei einem Sektempfang noch die Arbeiten der Schüler:innen zu den Themen Rassismus, Diversität, Toleranz und solidarische Gesellschaft ansehen und ins Gespräch kommen.