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Landkreis-Wette von integra MENSCH schafft Begegnungen auf Augenhöhe - auch in unserer Jugendherberge

Bürgermeister Wolfgang Möhrlein besuchte integra MENSCH-Mitarbeiterin Anna Langlouis an ihrem Arbeitsplatz

Man merkt ihr an, dass sie aufgeregt ist. Anna Langlouis sucht immer wieder Blickkontakt zu Christine Ochs von integra MENSCH, die sie als Integrationsbegleiterin unterstützt. Die junge Frau mit Down-Syndrom steht heute im Mittelpunkt: Wolfgang Möhrlein, 1. Bürgermeister der Gemeinde Litzendorf, hat sich angekündigt und besucht Anna Langlouis an ihrem Arbeitsplatz im Jugendgästehaus am Kaulberg der Diakonie Bamberg-Forchheim. „Der Besuch ist eines der schönen Ergebnisse unserer Landkreiswette“, berichtet Kuno Eichner, Leiter von integra MENSCH. Er ist auch im Jugendgästehaus dabei. Zur Erinnerung: integra MENSCH forderte 2018 den Landkreis und seine Gemeinden heraus: Finden sich in einem Jahr 1964 Menschen, die sich für Inklusion stark machen? Anlass der Landkreis-Wette war, dass die Lebenshilfe Bamberg im Jahr 1964 von Eltern gegründet wurde, weil ihre Kinder mit Behinderung von allen gesellschaftlichen Bereichen ausgegrenzt waren. Bereits nach elf Monaten war die angepeilte Anzahl erreicht und die Wette entschieden. 1000 Gäste feierten das Finale mit Barbara Stamm, Landrat Johann Kalb und allen Bürgermeistern. Letztere durften bei der Feier aus einem Lostopf einen Namen von integra Mensch-Mitarbeitenden ziehen mit der Einladung, diese an ihrem Arbeitsplatz zu besuchen. Bürgermeister Möhrlein zog Anna Langlouis‘ Namen und so kommt es im Herbst zu der Begegnung der beiden. Schon nach kurzer Zeit ist Anna Langlouis gar nicht mehr schüchtern. Schnell findet sich Bürgermeister Möhrlein mit Schürze und Geschirrtuch ausgestattet in der Spülküche. Anna Langlouis erklärt ihm die Abläufe, was sie täglich zu erledigen hat und ordert ihn auch gleich zum Tischabwischen in den Speisesaal.

Patensystem für ein gutes Miteinander

„Wichtig ist für unsere integra MENSCH-Mitarbeitenden, dass sie in den Einrichtungen und Betrieben konkrete Ansprechpartner haben“, erklärt Christine Ochs. Im Jugendgästehaus der Diakonie sind das die Leiterin Julia Herrnleben und Küchenchef Albert Herrnleben. Sie sind da, wenn Anna Langlouis Fragen hat oder Schwierigkeiten auftauchen. Sie sind aber auch Vermittler zwischen dem regulären Team der Diakonie-Mitarbeitenden und der jungen Frau. „Diese betrieblichen Paten sind Gold wert für die Integration unserer Mitarbeitenden mit Handicap an der Arbeitsstelle“, so Kuno Eichner. Bei der Diakonie Bamberg-Forchheim gibt es mittlerweile sechs dieser Patenschaften. Dabei arbeiten die integra MENSCH-Mitarbeitenden - neben der Stelle im Jugendgästehaus - in der Verwaltung der Diakoniestation Bamberg und im Seniorenzentrum Wilhelm Löhe.

Ende mit Überraschung

„Für uns ist Anna ein Gewinn“, meint Julia Herrnleben. Bereits seit 2012 arbeitet die junge Frau mit Down-Syndrom im Jugendgästehaus. Und das sehr gerne: Ausgerüstet mit dem Generalsschlüssel der Chefin zeigt sie Wolfgang Möhrlein und den anderen Besuchern die Zimmer im Gästehaus, die Lounge und erzählt auch von den vielen Begegnungen mit den Gästen: „Einmal im Jahr kommt ein Jugendorchester zu uns und probt. Da darf ich dann sogar ans Schlagzeug“, schmunzelt sie. Schlagzeug spielt sie auch in einer Band und trifft sich mittwochs in der Lebenshilfe mit Freundinnen: „Manchmal machen wir da richtig Gaudi“, grinst Anna Langlouis verschmitzt und verrät Bürgermeister Möhrlein bei einer Tasse Kaffee bzw. Tee, dass sie außerdem noch Basketball spielt. Der hat dann noch eine wirkliche Überraschung für sie: „Nachdem du mir deinen Arbeitsplatz gezeigt hast, lade ich dich herzlich nach Litzendorf ein und zeige dir meinen Arbeitsplatz. Wenn du magst.“ Und ob Anna Langlouis mag: Mit einem glücklichen „Au ja“ ist der Termin besiegelt und Kuno Eichner freut sich mit: „Das hatten wir noch nicht, dass auf unsere Einladung eine Gegeneinladung erfolgt ist.“