Archiv Sozialpsychiatrie

Blaue Heinriche und ein Schlumpf für 80 Euro: Im Haus auf dem Zeilberg finden kleine Schätze neue Besitzer_innen und Menschen mit psychischer Erkrankung Beschäftigung

Sie sind Schatzsucher und Kuriositätenentdecker: Chris Dünninger (hinten stehend) und Kenny Spörl (sitzend) arbeiten unterstützt durch das Programm „Mensch inklusive“ im Haus auf dem Zeilberg der Diakonie Bamberg-Forchheim. Sie sind dafür zuständig, dass die bei Haushaltsauflösungen entdeckten Dinge ihre zukünftigen Besitzer_innen finden. Damit verbunden sind oft Recherchen, die so manches Spannende und auch Exotisches zutage fördern.

„Mir in Erinnerung geblieben sind beispielsweise zwei kleine, blaue Fläschchen mit einer eigenartigen Form“, erzählt Kenny Spörl. Die Nachforschungen ergaben dann, dass es sich um sog. „Blaue Heinriche“ handelte: „Das waren Spuckflaschen für Tuberkulosepatienten, die man in der Tasche einfach mitnehmen konnte, - heute Sammlerstücke.“ Solche Entdeckungen freuen die beiden jungen Männer, die bereits seit einigen Jahren aufgrund einer psychischen Erkrankung auf dem Zeilberg arbeiten. Hier finden sie einen geschützten Rahmen, werden von den Diakonie-Mitarbeitenden begleitet und erhalten eine feste Tagesstruktur. Dabei beginnen ihre Aufgaben bereits vor der Recherche. „Wir sind teilweise auch bei Haushaltsauflösungen mit dabei und packen auch mit an, wenn wir gebraucht werden“, berichtet Chris Dünninger, „es sind immer wieder kleine Schätze dabei.“ Aktuell ist es eine Glaskaraffe, die laut Internetrecherche 400 Euro wert ist. „Wir machen uns im Internet auf die Suche nach ähnlichen Objekten“, erklärt Kenny Spörl das Vorgehen, „suchen nach der Firma, nach dem Herstellungsjahr, vergleichen Bilder und legen dann einen Preis fest.“

Von Schlümpfen bis Goebel

In Rücksprache mit Olaf Betz, der die beiden als Diakonie-Mitarbeitender begleitet und unterstützt, geht dann die Arbeit weiter: Sie bestimmen den Erhaltungszustand, die Maße und texten dann eine Beschreibung zum Objekt. „Dann knipsen wir ein gutes Foto und stellen es auf Kleinanzeigen ein“, beschreibt Kenny Spörl ihre Arbeit. Auch der Kundenkontakt, das Verpacken und der Versand gehören zu den Aufgaben der beiden, genauso wie die Abstimmung mit der Buchhaltung der Diakonie. Der Erlös kommt dem Zuverdienstprojekt direkt zugute. Aktuell sind 89 Anzeigen online; seit 2018 haben sie bereits 759 Objekte zum Verkauf auf der Internetplattform als „Haus auf dem Zeilberg Diakonie“ eingestellt. Die Highlights der beiden: ein alter Safe, den ein Käufer aus Plauen für 1.200 Euro auf dem Zeilberg abgeholt hat. „Ich erinnere mich außerdem an die vielen kleinen Clownsfiguren, die wir angeboten haben“, schmunzelt Chris Dünninger. Die habe er irgendwann nicht mehr sehen können, da es so viele gewesen seien. „Mir ging das bei einem Schwung Goebel-Figuren so“, lacht Kenny Spörl. Ein singender Elchkopf, ein Schlumpf mit Werbeaufschrift, der für 80 Euro einen Käufer gefunden hat: Chris Dünninger und Kenny Spörl macht die Arbeit Spaß, gibt es doch immer wieder Überraschungen. Für die beiden ist das Angebot der Diakonie Bamberg-Forchheim auf dem Zeilberg eine Chance, ihr Arbeitsleben und den Alltag gut begleitet und sinnvoll zu gestalten.