Begleitung mit Perspektive: 10 Jahre Beratung der Diakonie Bamberg-Forchheim in GU Höchstadt a.d.A.
Vor 10 Jahren startete die Diakonie Bamberg-Forchheim mit der Beratung und Begleitung der geflüchteten Menschen, die in der Gemeinschaftsunterkunft (GU) in Höchstadt a.d. A. leben. In diesem Jahr feiert das Angebot seinen ersten runden Geburtstag: Aus der anfänglichen Asylsozialberatung wurde die Flüchtlings- und Integrationsberatung. Und nicht nur die Bezeichnung des Angebots hat sich aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen geändert. Seit acht Jahren ist Carolin Koch die Beraterin der Diakonie Bamberg-Forchheim vor Ort. Immer wieder heißt es für sie, sich flexibel auf neue Gesetze und Vorschriften einzustellen, um die Menschen in der GU aktuell und gut beraten zu können.
Integration und Perspektiven
„Besonders schön ist es zu sehen, wenn unsere Begleitung den Geflüchteten eine neue Perspektive eröffnet“, berichtet sie aus ihrem reichen Erfahrungsschatz. So habe sich mit dem Gesetz zum Chancen-Aufenthaltsrecht ab Ende 2022 zum ersten Mal für viele Bewohner_innen der GU spürbar etwas verändert: „Vorher gab es viel Frustration, weil sie keinen Aufenthaltstitel bekamen und dadurch keine guten Entwicklungsmöglichkeiten hatten.“ Mit der Gesetzesänderung sei es nun dem Großteil möglich sich viel leichter zu integrieren, z.B. durch den Besuch von Integrationskursen, der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit, dem Auszug aus der Asylunterkunft u.v.m. Hierbei unterstützt Carolin Koch die Geflüchteten. Ihre Arbeit hat sich seit Beginn des Engagements der Diakonie vor Ort sehr verändert: „Anfangs waren es vor allem viele Asylverfahren, die ich begleitet habe. Jetzt geht die Beratung viel tiefer und weiter in Richtung Integration. Themen mit den Bewohner_innen sind u.a. Leistungsfragen (Bürgergeld, Kindergeld, Elterngeld, Kinderzuschlag u.a.), Sprachkurse, Kindergarten- und Schulbesuche, Gesundheitsversorgung, Arbeitsrechte und -pflichten, Aufenthaltsrecht etc.“, berichtet sie aus ihrem Arbeitsalltag. Sie hat auch Familienzusammenführungen begleitet, vermittelt bei Schwierigkeiten mit Behörden, erklärt Formulare oder informiert über Gesetze und kulturelle Regeln.
Veränderte Belegungsstruktur und kleine Erfolge
„Auch die Belegung der GU hat sich in den vergangenen 10 Jahren verändert“, so Carolin Koch. Waren zunächst vorwiegend Flüchtlinge aus Äthiopien und dem Irak in Höchstadt untergebracht, seien kürzlich vermehrt kurdische Türken dazugekommen, aber natürlich auch andere Nationalitäten vertreten. „Mit dem Wandel von der Asylsozialberatung zur Flüchtlings- und Integrationsberatung hat sich auch unser Klientenkreis ausgeweitet.“ Eine positive Entwicklung in der GU Höchstadt sieht sie in der veränderten Belegungsstruktur: „Früher lebten hier vor allem alleinstehende Männer. Jetzt haben wir eine recht ausgewogene Belegung mit vielen Familien. Und durften uns schon gemeinsam über Nachwuchs freuen.“ Auch mit dem Gegenteil von diesen schönen Ereignissen muss sich Carolin Koch in ihrer Arbeit befassen: Drei Todesfälle habe man in der GU in den vergangenen Jahren zu beklagen gehabt: „Auch hier bringe ich mich mit ein und unterstütze die Gemeinschaft.“
Dass sie nicht als einzige Ansprechpartnerin für die Geflüchteten vor Ort ist, freut Carolin Koch sehr. „Höchstadts Helfende Hände“ hatten sich fast zeitgleich mit dem Einstieg der Diakonie Bamberg-Forchheim in die Flüchtlingsberatung als Gruppe Ehrenamtlicher gegründet. Auch heute noch sind sie aktiv in der GU und begleiten die Menschen, die dort leben, und unterstützen so auch Carolin Koch in ihrer Arbeit: „Ein tolles Engagement der Ehrenamtlichen, für das ich sehr dankbar bin.“
Besonders Spaß macht ihr ihre Arbeit, wenn sie konkret etwas für die geflüchteten Menschen bewegen und mit ihnen Erfolge feiern kann: „Bestandene Führerscheine, abgeschlossene Ausbildungen, B1-Zertifikate, Familien, die endlich wieder zusammen an einem Ort leben können, Vermittlung in Integrationskurse – das sind schöne Erlebnisse.“
Ein Ort zum Ankommen und Geburtstagswünsche
Nicht alles läuft aber so gut. Carolin Koch arbeitet auch mit Bewohner_innen mit Traumata oder Suchterkrankungen, hat schon gewalttätige Konflikte und sogar einen Brand in ihrer Zeit in der GU erlebt. Dennoch meint sie: „Trotz der vielen Kulturen, die hier aufeinanderprallen, ist die GU ein Ort, an dem man erst einmal einen Platz hat, zur Ruhe kommen kann und Unterstützung findet.“ Dass die Diakonie Bamberg-Forchheim seit 10 Jahren stabil und kontinuierlich vor Ort sei, wirke sich dabei sehr positiv aus: „Kontinuität schafft Vertrauen und hilft bei der Arbeit mit den Menschen.“ Carolin Koch weiter: „Wir sind gut vernetzt mit allen Beteiligten, die sich um Geflüchtete kümmern und sich für Integration einsetzen, kennen seit Jahren diesen Fachbereich.“ Zwei Wünsche hat sie noch zum 10. Geburtstag des Beratungsangebots: „Wir warten immer noch auf WLAN für die Bewohner_innen; das wäre ein schönes Geschenk der Regierung Mittelfranken, welche das Gebäude verwaltet. Und die Aufstockung der Beratungsstellen im Landkreis wäre wünschenswert, um die Fülle an Klienten noch besser beraten zu können. Mit der Beratung und Begleitung der Geflüchteten helfen wir, die Menschen in die Gesellschaft zu integrieren.“ Ein wichtiger Baustein in der heutigen Zeit, in der Migration ein so wichtiges politisches und gesellschaftliches Thema ist.